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Wie Farben die sportliche Leistung und den Hormonhaushalt beeinflussen – Rot aktiviert, Blau regeneriert

Sport, Wissenschaft

Farben können körperliche Belastung beeinflussen. Farben wirken auf den Menschen weit stärker, als es auf den ersten Blick scheint. Sie beeinflussen Emotionen, Wahrnehmung, Motivation und physiologische Prozesse. Besonders im Sport spielt die Wahrnehmung von Farben eine unterschätzte Rolle. Forschungen zeigen zunehmend, dass Farben nicht nur ästhetische, sondern messbare körperliche Effekte haben können. Eine wissenschaftliche Untersuchung hat nun gezeigt, dass farbige Brillengläser während körperlicher Belastung unterschiedliche Reaktionen im Organismus hervorrufen – insbesondere in Bezug auf Herzfrequenz, Hormonspiegel und Erholungsprozesse.

Die zentrale Erkenntnis lautet: Rotes Licht aktiviert, während blaues Licht beruhigt und die Regeneration unterstützt. Damit eröffnen sich interessante Perspektiven für  Trainingssteuerung und sportpsychologische Anwendung.

Farben als physiologische und psychologische Stimuli

Farben sind mehr als optische Eindrücke. Sie besitzen eine emotionale und psychologische Wirkung, die auf evolutionsbiologischen Mechanismen beruht. In der Wahrnehmung vieler Menschen steht die Farbe Rot für Energie, Kraft und Dominanz. Blau dagegen wird mit Ruhe, Konzentration und Ausgeglichenheit assoziiert. Diese kulturell und biologisch verankerten Reaktionen wirken sich auch auf das Verhalten und die Körperfunktionen aus.

In der Sportwissenschaft wird seit Jahren diskutiert, ob Farben Leistungsprozesse beeinflussen. Studien zeigten beispielsweise, dass Athleten in roten Trikots häufiger gewinnen als jene in blauer Kleidung. Lange Zeit blieb jedoch unklar, ob diese Effekte rein psychologisch oder auch physiologisch begründet sind. Eine Studie aus dem Jahr 2018 lieferte hierzu erstmals differenzierte Daten, die zeigen, dass Farbwirkung bis auf hormonelle Ebene reichen kann.

 

Ziel und Fragestellung der Untersuchung

Das Forschungsteam untersuchte, ob farbige Lichtreize – konkret rotes und blaues Licht, vermittelt durch farbige Brillengläser – messbare Auswirkungen auf die sportliche Leistungsfähigkeit, den Testosteronspiegel und die Regeneration haben. Dabei stand die Hypothese im Raum, dass rotes Licht aktivierend wirkt und Testosteron steigern kann, während blaues Licht eine beruhigende, regenerationsfördernde Funktion besitzt.

Die zentrale Frage lautete also, ob Farben nicht nur Wahrnehmung und Emotion beeinflussen, sondern auch messbare physiologische Prozesse während körperlicher Belastung modulieren.

 

Studiendesign und Durchführung

An der Untersuchung nahmen zehn gesunde, regelmäßig trainierte männliche Fußballspieler teil. Jeder Proband absolvierte drei identische Testreihen: eine mit klaren Brillengläsern als Kontrollbedingung, eine mit roten und eine mit blauen Gläsern. Die Reihenfolge der Tests wurde per Zufall festgelegt, um mögliche Reihenfolgeeffekte auszuschließen. Zwischen den Durchgängen lagen mehrere Tage Pause, sodass alle Teilnehmer in einem vergleichbaren Erholungszustand starteten.

Als Belastungsprotokoll diente der etablierte YoYo Intermittent Endurance Test, ein intensiver Ausdauertest, der durch wiederholte 20-Meter-Läufe bis zur Erschöpfung die Fähigkeit zur wiederholten Belastung misst. Diese Testform ist besonders aussagekräftig für Sportarten wie Fußball, bei denen abwechselnd explosive Sprints und kurze Erholungspausen vorkommen.

Vor jedem Test wurde der Erholungszustand der Teilnehmer überprüft, um eine objektive Vergleichbarkeit sicherzustellen. Während und nach der Belastung wurden Herzfrequenz, subjektive Anstrengung, Laktatwerte und Testosteronkonzentrationen im Blut gemessen.

 

Ergebnisse: Keine Leistungssteigerung durch Farben, aber deutliche physiologische Unterschiede

Die Testergebnisse zeigten, dass die Farbe der Brillengläser keinen direkten Einfluss auf die körperliche Leistungsfähigkeit hatte. Weder die gelaufene Distanz noch die maximale Herzfrequenz oder die Laktatwerte unterschieden sich signifikant zwischen den drei Bedingungen. Das bedeutet, dass weder rotes noch blaues Licht kurzfristig zu einer höheren Ausdauer oder Belastungstoleranz führte.

Doch unterhalb der reinen Leistungsdaten offenbarten sich bemerkenswerte Unterschiede in der körperlichen Reaktion. Besonders auffällig war, dass sich die Herzfrequenz nach Belastungsende bei blauem Licht deutlich schneller normalisierte. Gleichzeitig zeigte sich bei rotem Licht eine hormonelle Aktivierung in Form eines erhöhten Testosteronspiegels nach dem Training.

 

Blaues Licht und die Beschleunigung der Erholung

Die schnellere Abnahme der Herzfrequenz nach Belastung unter Einfluss blauer Gläser deutet darauf hin, dass blaues Licht die Aktivität des parasympathischen Nervensystems fördert. Dieses System ist für Ruhe, Regeneration und die Wiederherstellung physiologischer Gleichgewichte verantwortlich.

Blaues Licht scheint also eine beruhigende Wirkung auf das vegetative Nervensystem zu haben und kann dadurch die Erholungsprozesse nach intensiver körperlicher Anstrengung beschleunigen. Diese Beobachtung passt zu früheren Erkenntnissen aus der Lichtforschung, nach denen kürzere Wellenlängen (wie Blau) die Melatoninproduktion beeinflussen und entspannungsfördernde Effekte auf das autonome Nervensystem ausüben.

 

Rotes Licht und der Anstieg des Testosteronspiegels

Im Gegensatz dazu führte die Belastung unter rotem Licht zu einer signifikanten Erhöhung des Testosteronspiegels im Blut. Das männliche Sexualhormon ist ein zentraler Regulator für Motivation, Durchsetzungsvermögen, Muskelaufbau und Energieverfügbarkeit. Der gemessene Anstieg betrug im Durchschnitt rund 14 Prozent im Vergleich zur Ausgangslage vor dem Test.

Diese Reaktion deutet darauf hin, dass rotes Licht das endokrine System stimuliert und eine aktivierende Wirkung auf den Organismus entfalten kann. Auch wenn dieser Hormonanstieg nicht unmittelbar zu einer Leistungssteigerung führte, könnte er mittel- bis langfristig die Trainingsadaptation beeinflussen, etwa durch gesteigerte Trainingsbereitschaft und hormonelle Aktivierung vor Wettkämpfen.

 

Interpretation und Bedeutung der Ergebnisse

Die Resultate der Studie legen nahe, dass Farben auf unterschiedlichen Ebenen des menschlichen Organismus wirken. Während Rot eine aktivierende und hormonstimulierende Wirkung besitzt, unterstützt Blau die Entspannung und Regeneration. Beide Effekte sind komplementär und könnten gezielt eingesetzt werden, um Training und Erholung effizienter zu gestalten.

In der Praxis könnte das bedeuten, dass rotes Licht oder rote Brillen vor intensiven Trainingseinheiten oder Wettkämpfen verwendet werden, um den Aktivierungsgrad zu erhöhen, während blaues Licht in der Regenerationsphase eingesetzt wird, um die Erholung zu beschleunigen.

Die Studie belegt somit, dass Farben zwar keine unmittelbare Leistungssteigerung erzeugen, aber subtile, dennoch relevante physiologische Veränderungen hervorrufen, die langfristig für Trainingssteuerung und Sportpsychologie von Interesse sind.

 

Physiologische Mechanismen hinter der Farbwirkung

Die Forscher diskutieren verschiedene Mechanismen, über die Farben diese Effekte auslösen könnten. Zum einen wirken Farben psychologisch: Sie verändern Stimmungen, Erwartungen und Aufmerksamkeit. Zum anderen beeinflusst Licht physiologische Prozesse direkt über die Netzhaut, den Hypothalamus und das autonome Nervensystem.

Rotes Licht, das eine längere Wellenlänge besitzt, stimuliert den sympathischen Anteil des Nervensystems, der für Aktivierung, Kampf- oder Fluchtreaktionen verantwortlich ist. Blaues Licht hingegen aktiviert parasympathische Prozesse, die Ruhe und Regeneration fördern. Diese physiologischen Reaktionen laufen weitgehend unbewusst ab und zeigen, dass visuelle Reize tief in den Körperhaushalt eingreifen können.

 

Grenzen der Untersuchung

Wie jede experimentelle Studie besitzt auch diese Forschung Grenzen. Die Stichprobe war mit zehn männlichen Probanden relativ klein, weshalb die Ergebnisse nicht ohne Weiteres auf andere Gruppen, insbesondere Frauen oder untrainierte Personen, übertragbar sind. Zudem wurden nur kurzfristige Effekte gemessen, sodass über langfristige hormonelle Anpassungen noch keine Aussagen getroffen werden können.

Trotz dieser Einschränkungen ist die Studie ein wichtiger Schritt in der Erforschung der Wechselwirkungen zwischen visuellen Reizen, Hormonsystem und Leistungsphysiologie. Sie liefert ein wissenschaftlich fundiertes Fundament für weiterführende Untersuchungen.

 

Praktische Anwendungen im Sportkontext

Aus den Ergebnissen lassen sich praxisnahe Empfehlungen ableiten. Rotes Licht oder rote Brillengläser könnten gezielt eingesetzt werden, um vor dem Training oder Wettkampf den Aktivierungsgrad zu erhöhen und die hormonelle Bereitschaft zu steigern. Blaues Licht hingegen bietet sich an, um nach dem Training die Erholungsphase zu unterstützen, Stressreaktionen abzufangen und die Herzfrequenz schneller zu stabilisieren.

Diese Erkenntnisse eröffnen neue Möglichkeiten in der Trainingssteuerung, insbesondere für Sportpsychologen, Trainer und Athleten, die über klassische Trainingsmethoden hinausdenken und ganzheitliche Ansätze verfolgen. Farben könnten künftig als ergänzendes Werkzeug in der Sportpraxis genutzt werden, um Aktivierung und Regeneration ohne pharmakologische Hilfsmittel gezielt zu modulieren.

 

Fazit

Farben wirken messbar auf den menschlichen Körper. Auch wenn farbige Brillen keine direkte Leistungssteigerung im sportlichen Sinne bewirken, zeigen sie deutliche Unterschiede in hormonellen und autonomen Reaktionen. Rotes Licht aktiviert den Organismus und steigert kurzfristig den Testosteronspiegel, während blaues Licht den Körper in einen Zustand schnellerer Erholung versetzt.

Diese Ergebnisse unterstreichen, dass sportliche Leistungsfähigkeit nicht nur durch Training, Ernährung und mentale Stärke bestimmt wird, sondern auch durch visuelle Umweltfaktoren. Wer Licht und Farbe gezielt einsetzt, kann möglicherweise seine Trainingsqualität verbessern und die Balance zwischen Belastung und Erholung optimieren.

Quellenhinweis:
Londe, A. M. et al. (2018): Wearing Colored Glasses Can Influence Exercise Performance and Testosterone Concentration? In: Sports Medicine International Open, 2(02), E46–E51.

 

Diese Erkenntnisse lassen sich auch mit aktuellen Forschungsergebnissen aus führenden deutschen Leistungszentren verknüpfen.

Die Deutsche Sporthochschule Köln (DSHS) beispielsweise untersucht in Kooperation mit modernen Technologieanbietern, wie Licht- und Farbtherapie gezielt die physische und mentale Leistungsfähigkeit von Sportlern beeinflussen kann. Dabei kommen unter anderem Lichtkabinen zum Einsatz, die unterschiedliche Farbfrequenzen nutzen, um die Regeneration, Ausdauer und kognitive Leistungsfähigkeit zu fördern. Diese wissenschaftlich begleiteten Ansätze liefern wertvolle Grundlagen, um auch die Effekte farbiger Brillen im Training besser zu verstehen.  Die DSHS veröffentlicht solche Forschungsergebnisse regelmäßig in ihrem Wissenschaftsmagazin IMPULS

Ein weiterer Experte auf diesem Gebiet ist Dr. med. Alexander Wunsch, der sich mit Photobiomodulation und den biologischen Wirkmechanismen von Licht beschäftigt. Seine Forschung zeigt, dass gezieltes Licht – ähnlich wie bei farbigen Brillen – Hormone und das vegetative Nervensystem beeinflussen kann, wodurch Regeneration und Leistungsfähigkeit unterstützt werden. www.sportaerztezeitung.com/rubriken/training/14659/photobiomodulation

Insgesamt verdeutlicht die Verbindung von Grundlagenforschung, angewandter Lichttherapie und Erkenntnissen aus der Farbbrillenforschung, dass optische Reize im Sport mehr sind als ein Trend. Sie bieten die Chance, Training und Regeneration wissenschaftlich fundiert zu optimieren, wobei Experten wie Dr. Wunsch und renommierte Einrichtungen wie die DSHS Köln die Brücke zwischen Forschung und Praxis schlagen.

Wenn sie mehr über Regeneration und Einflussfaktoren erfahren wollen, lesen sie gerne hier, wie Schlaf die Regeneration im Sport beeinflusst.

 

Carina Lange, Personal Trainerin im move.room Leipzig, im Portrait

Carina Lange

Personal Trainerin

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Am kommenden Wochenende findet die Ironman-Weltmeisterschaft der Frauen 2025 in Kona statt, eines der wichtigsten Rennen im internationalen Langdistanz-Triathlon. Die Athletinnen müssen sich 3,86 km Schwimmen, 180,25 km Radfahren und einem Marathon über 42,195 km stellen – unter anspruchsvollen Bedingungen mit hoher Hitze, starkem Wind und hoher Luftfeuchtigkeit. Das Profi-Feld ist hochkarätig besetzt: Favoritinnen wie Laura Philipp, Lucy Charles-Barclay, Taylor Knibb und Chelsea Sodaro treten an, während die frühere Weltmeisterin Anne Haug ihren Rücktritt im Juli 2025 bekanntgegeben hat. Für Zuschauerinnen und Zuschauer stehen mehrere Livestreams zur Verfügung

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