Am 11. Oktober 2025 fand in Kona auf Big Island, Hawaii, die Ironman-Weltmeisterschaft der Frauen statt – ein Rennen, das nicht nur sportlich, sondern auch historisch eine besondere Bedeutung hatte. Es war die letzte reine Frauen-WM in Kona, bevor ab 2026 Frauen und Männer wieder gemeinsam am selben Tag an den Start gehen sollen. Während die Männer ihre Titelkämpfe 2025 bereits im September in Nizza ausgetragen hatten, lag an diesem Oktobertag der volle Fokus auf den weltbesten Langdistanz-Triathletinnen.
Die äußeren Bedingungen stellten die Teilnehmerinnen vor eine extreme Herausforderung.
Am Morgen beim Start lag die Lufttemperatur bei etwa 25–26 °C. Im Laufe des Tages stiegen die Werte auf 32–33 °C an. Auf der schwarzen Asphaltstrecke entlang des Queen Ka‘ahumanu Highways wurde es deutlich heißer – Messungen ergaben dort stellenweise über 40 °C .Die relative Luftfeuchtigkeit lag morgens bei rund 75 % und sank tagsüber nur geringfügig auf etwa 65–70 %. Auffällig war jedoch, dass der sonst typische Passatwind diesmal ausblieb. Ohne die kühlende Brise stieg die gefühlte Hitze im Vergleich zu den sonstigen Wettkämpfen in Kona spürbar an, weshalb der Veranstalter zusätzliche Versorgungsstellen einrichtete. Neben Getränken und Eis konnten sich die Athletinnen an mehreren Nebelduschen abkühlen – ein entscheidender Faktor, um mit den harten Bedingungen klarzukommen.
Kona neben den Profis
Neben den Profis gingen über 1.700 Altersklassen-Athletinnen an den Start. Ein besonderes Highlight war die 80-jährige Natalie Grabow, die als älteste Frau in der Geschichte des Rennens die Ziellinie in Kailua-Kona überquerte.Sie absolvierte die gesamte Strecke – 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,2 km Laufen – in einer Gesamtzeit von 16 Stunden, 45 Minuten und 26 Sekunden .
Grabow trat in der Altersklasse W80-84 an und war die einzige Teilnehmerin in dieser Kategorie. Dennoch stellte sie einen Weltrekord auf, indem sie die 17-Stunden-Zeitschranke unterboten hat . Dies war bereits ihr zehnter Start in Kona, wobei sie 2006 mit 61 Jahren ihr Debüt gab. In der Vergangenheit belegte sie in ihrer Altersklasse sogar den ersten Platz, darunter 2016 in der Altersgruppe 70–74. Ihre Leistung ist besonders bemerkenswert, da sie erst in ihren 60ern mit dem Triathlon begann, nachdem sie das Schwimmen im Alter von 59 Jahren erlernte .
Der Start der Profis : Favoritin Charles-Barclay dominiert das Schwimmen
Der Startschuss für das Profifeld fiel um 6:25 Uhr Ortszeit (HST). Auf der 3,86 Kilometer langen Schwimmstrecke im offenen Pazifik warteten bereits kräftige Wellen und die Strömung der einlaufenden Flut. Lucy Charles-Barclay bestätigte früh ihre Favoritenrolle und setzte sich mit einer eindrucksvollen Schwimmleistung an die Spitze. Sie stieg nach 50:02 Minuten aus dem Wasser und hatte damit bereits einen klaren Vorsprung auf die Konkurrenz. Solveig Løvseth, Kat Matthews und Laura Philipp folgten in einer engen Gruppe mit Zeiten zwischen 55:40 und 55:50 Minuten.
Die Wechselzone T1 war rund 500 Meter lang – ein ungewöhnlich großer Abschnitt, der durchaus entscheidend sein konnte. Kat Matthews gelang es hier, rund 20 Sekunden gegenüber Charles-Barclay gutzumachen. Anschließend ging es auf die 180 Kilometer lange Radstrecke entlang des Queen Ka‘ahumanu Highway – dem ikonischen Abschnitt des Ironman Hawaii.
Die Radstrecke: Verfolgergruppe schließt auf
Lucy Charles-Barclay startete das Radfahren mit Vorsprung auf Taylor Knibb. Hinter den beiden bildete sich eine ambitionierte sechsköpfige Verfolgergruppe, bestehend aus Solveig Løvseth, Kat Matthews, Lisa Perterer, Hannah Berry, Laura Philipp und Jocelyn McCauley. Gemeinsam arbeiteten sie daran, den Rückstand auf die beiden führenden Fahrerinnen zu verringern.
Nach dem Wendepunkt forcierte Knibb das Tempo und setzte Charles-Barclay zunehmend unter Druck. Rund 126 Kilometer in die Radstrecke verlor Charles-Barclay eine ihrer Trinkflaschen, die dadurch auf die Strecke geriet. Obwohl dies unbeabsichtigt geschah, sah das Reglement vor, dass jede lose Flasche als Sicherheitsrisiko gilt und als „Littering“ geahndet werden kann. Daher musste die bis dahin in Führung liegende Athletin eine Ein-Minuten-Zeitstrafe unmittelbar auf der Radstrecke absitzen. Diese Gelegenheit nutzte Taylor Knibb, um sich abzusetzen und einen Vorsprung aufzubauen.
Nach der Radstrecke führte Taylor Knibb das Feld mit einer Gesamtzeit von 5:24:35 Stunden an. Lucy Charles-Barclay lag 1:26 Minuten dahinter, Solveig Løvseth folgte 5:44 Minuten später. Laura Philipp startete als Vierte mit 14:16 Minuten Rückstand auf die Führende, Kat Matthews lag 14:19 Minuten zurück.
Die Wechsel in Zone T2 auf die Laufstrecke verliefen anschließend ohne weitere Zwischenfälle.
(Die Radzeiten der Top-Athletinnen lagen extrem dicht beieinander: Knibb: 4:31:51 Stunden, Matthews: 4:31:56 Stunden, Løvseth: 4:32:02 Stunden, Charles-Barclay: 4:33:15 Stunden, Philipp: 4:40:26 Stunden)
Der Marathon: Hitze, Dramatik und ein spektakuläres Finale
Im Marathon kam es dann zu einer dramatischen Wende des Rennens. Lucy Charles-Barclay, die lange gut unterwegs gewesen war und zeitweise sogar zu Taylor Knibb auflaufen und diese überholen konnte,, geriet im berühmten Abschnitt des Energy Lab in Schwierigkeiten. Nach etwa 7 Stunden und 45 Minuten im Wettkampf und einer verbleibenden Laufstrecke von 10km zeigte sie deutliche Anzeichen der Erschöpfung und starker Überhitzung. Sie taumelte sichtbar auf der Strecke und Ihr Ehemann und Coach Reece Barclay entschied, sie aus dem Rennen zu nehmen, um ihre Gesundheit zu schützen.
Taylor Knibb, die als Führende auf die Laufstrecke gegangen war, und ihre Führungsposition bis dahin verteidigen konnte, musste nur kurze Zeit später ebenfalls der Hitze Tribut zollen. Rund 3,5km vor dem Ziel, versuchte sie mehrmals nach kleineren Gehpausen weiterzulaufen, aber konnte dem Temperaturstress nicht mehr standhalten. Sie setzte sich schließlich an den Streckenrand, wo sie medizinisch betreut wurde.
Das war der Wendepunkt im Rennen für Solveig Løvseth . Die Norwegerin, die ihr Kona-Debüt feierte, passierte die an der Straße sitzende Knibb und übernahm damit die Führung. Kat Matthews die inzwischen deutlich aufgeholt und Laura Philipp bereits hinter sich gelassen hatte, startete einen beeindruckenden Endspurt. Mit einer Marathonzeit von 2:47:23 Stunden, einem neuen Rekord auf dieser Strecke, kam sie der Norwegerin gefährlich nahe. Doch es reichte knapp nicht: Solveig Løvseth gewann die Ironman-Weltmeisterschaft 2025 in einer Zeit von 8:28:27 Stunden, nur 35 Sekunden vor Matthews, die nach 8:29:02 Stunden die Ziellinie überquerte.
Laura Philipp, die Titelverteidigerin aus Nizza 2024, zeigte ebenfalls einen starken Lauf und kam nach 2:55:53 Stunden Marathon als Dritte ins Ziel. Ihre Gesamtzeit betrug 8:37:28 Stunden – ein beachtliches Ergebnis unter den extremen Bedingungen von Kona.
Top-Ten-Ergebnisse und Ausfälle
Hinter dem Podium folgten Hannah Berry (NZL) auf Rang vier, Lisa Perterer (AUT) auf Rang fünf, Holly Lawrence (GBR) auf Rang sechs, Jocelyn McCauley (USA) auf Rang sieben, Sara Svensk (SWE) auf Rang acht, Leonie Konczalla (DEU) auf Rang neun und Marlene de Boer (NED) auf Rang zehn.
Von den 54 gestarteten Profiathletinnen erreichten zehn das Ziel nicht. Neben Lucy Charles-Barclay und Taylor Knibb schieden auch weitere Favoritinnen wie Chelsea Sodaro aus, überwiegend aufgrund von Erschöpfung, Magenproblemen, Kopfschmerzen oder Hitzestress.
Die Wettkämpfe zur Qualifikation für die Weltmeisterschaft der Frauen und Männer 2026 finden weltweit und das ganze Jahr über statt. Wer gerne mehr wissen möchte findet hier weitere Informationen.
Solveig Løvseth im Interview nach dem Titelgewinn.
Auch Triathleten folgen einem strengen Schlafplan, lesen sie hier wie Schlaf ihre Leistungsfähigkeit im Sport beeinträchtigt.
